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DJZ-Langzeittest: Merkel-Kipplaufbüchse K1

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Auf vielfachen Wunsch unserer Leser werden wir ab sofort Langzeittests über Waffen und Ausrüstung in der DJZ veröffentlichen. Diese Ausrüstung ist dann mindestens eine Jagdsaison im praktischen Jagdbetrieb benutzt worden. Andreas Rockstroh berichtet über die Merkel-Kipplaufbüchse K1.

Von Andreas Rockstroh

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Die Merkel Kipplaufbüchse K1, eine gefällige, leichte und führige Pirsch-Waffe.

Langjährige DJZ-Leser wissen, dass der Ausrüstungsteil der DJZ der umfangreichste und informativste auf dem Jagdzeitschriften-Markt ist. Bei der Fülle der nationalen und internationalen Neuheiten ist es verständlicherweise nicht immer möglich, alle Ausrüstungsgegenstände über Monate oder gar über eine ganze Jagdsaison hin zu führen und zu testen.

Im Normalfall stehen uns Testwaffen ein bis drei Monate zur Verfügung. Das reicht völlig aus, um die Grundzüge der Funktion, Waffentechnik und Schussleistung zu prüfen. Die Besonderheiten einer Waffe treten jedoch oft erst im Jagdalltag auf.

Deshalb werden DJZ-Redakteure eine Waffe mindestens eine Jagdsaison lang führen. Es entsteht so ein etwas anderer „Testbericht“. Wir werden weniger, als Sie es sonst gewohnt sind, auf technische Details eingehen, sondern mehr aus dem jagdlichen Alltag mit dieser Waffe berichten.

Da ich im eigenen Revier die Möglichkeit habe, gelegentlich auch zu pirschen, bin ich ein großer Freund von leichten Kipplaufbüchsen. Meine Wahl fiel daher auf eine Merkel K 1 mit 1,5-6×42 Schmidt & Bender-Zielfernrohr (plus Leuchtabsehen). Bestellt wurde die Waffe in der handgravierten Version „Jena“.

Da Kipplaufbüchsen meines Erachtens Liebhaberstücke sind, sollten sie „schön“ sein. Das trifft sowohl für das Schaftholz als auch auf die Gravur zu.

Die Büchse ist erstklassig verarbeitet, besitzt einen gut gemaserten Ölschaft und eine von Hand gefertigte Tierstück-Gravur. In diesem Falle auf der einen Seite ein Rehwildmotiv, auf der anderen balzendes Auerwild. Ob das heute noch so recht zeitgemäß ist, wage ich zu bezweifeln, aber es lassen sich ja auch andere Motive wählen. Auch Laufwurzel und Abzugsbügel sind ansprechend graviert. Das alles schlägt allerdings mit einem Waffenpreis von 5.55 Euro zu Buche, wobei das Basismodell bereits für 2.25 Euro zu haben ist.

Die Waffe hat einen Kippblock-Verschluss und ein Handspann-System, durchaus vergleichbar mit der Technik der Blaser-Kipplaufbüchse. Der Vorderschaft wird nicht mit dem traditionellen Schnäpper entriegelt, sondern mit einem Druckknopf an der Vorderseite. Durchaus praktisch und gut aussehend. Traditionalisten wünschen sich sicherlich bei einer solchen Waffe eine Suhler-Einhakmontage, aber wie heute üblich, wird auch die K 1 mit einer hauseigenen an der Laufschiene vorbereiteten Schwenkmontage versehen. Es wurde bewusst ein Zielfernrohr mittlerer Größe, 1,5-6×42 von Schmidt & Bender gewählt, um die Ästhetik der Waffe zu erhalten. Ein leichte Kipplaufbüchse mit einem 8×56 Zielfernrohr ist für mich ein Stilbruch.

Zugegeben, einen Stilbruch habe ich begangen bei der Wahl des randlosen Kalibers: .308 Winchester. Ursprünglich hatte ich mit einer 7×57 R oder 8×57 IRS geliebäugelt, doch ziemlich zeitgleich mit der Überlegung hinsichtlich der Waffe erhielten wir vom Importeur AKAH Testmunition von Lapua im Kaliber .308 mit dem neuen, bleifreien Naturalis-Geschoss. Durch die Wahl dieses Kalibers für die Testwaffe ließen sich also „zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen“.

Mit der Waffe kamen 17 Rehe, zwei Stück Rotwild und ein Fuchs zur Strecke. Außerdem wurde sie ausführlich auf dem Schießstand getestet. Niemals hat es mit der Auszieherkralle für die randlose Patrone Probleme gegeben. Natürlich darf man bei der Verwendung von randlosen Patronen in Kipplaufwaffen die Waffenpflege nicht vernachlässigen!

Für denjenigen, der Jagen allein als Abschussplan-Erfüllung ansieht, ist eine Kipplaufbüchse natürlich das falsche „Gerät“. Aber bekanntlich kann man von A nach B mit einem Golf oder mit einem Mercedes-Cabrio fahren. Ich will damit sagen, dass man Freude an der Jagd, an der Pirsch und schönen, führigen Waffen haben muss, um den Reiz einer Kipplaufbüchse zu begreifen.

Eine frühsommerliche Morgenpirsch mit so einem herrlichen Gewehr ist einfach etwas anderes als mit meiner 700er Remington in Stainless-Ausführung mit McMillan-Schaft. Bei entsprechendem Wetter und hartem Auslandsjagdeinsatz führe ich diese Waffe auch sehr gern, aber eben alles zu seiner Zeit.

Schussleistung

Regelmäßig erzielte ich mit Fünfer-Schussbildern auf 100 Meter Streukreise zwischen 3,2 und 3,5 Zentimeter. Dasselbe Ergebnis lieferte eine handgeladene Laborierung.

Eine Besonderheit der Waffe ist der verstellbare Abzugswiderstand. Ein Hebel auf der linken Seite am Abzugsbügel ermöglicht es, den Abzug auf 450, 600 und 750 Gramm (das waren die Werte der Testwaffe) einzustellen. Ich habe jedoch immer mit dem geringsten Abzugswiderstand gejagt.

Die K 1 in der Jagdpraxis

Die Kipplaufbüchse wurde vom Beginn der Bockjagd bis zum Ende der Schalenwildjagd Mitte Januar auf der Einzeljagd, bei Ansitz und Pirsch geführt. Das geringe Gewicht (2,5 Kg, mit Zielfernrohr 3,1 Kg) macht sie zur idealen Pirschwaffe. Das Handspann-System sorgt dafür, dass sie geladen aber ungespannt geführt werden kann.

Das Kaliber .308 schießt sich in der leichten Waffe angenehm, auch ohne Kickstopp und Mündungsbremse. Ähnlich dürfte es bei anderen Standardkalibern wie 7x57R oder 8×57 IRS sein. Magnumkaliber erziehen bei so leichten Waffen meines Erachtens aufgrund des starken Rückstoßes eher zum Mucken. Stärkere Kaliber gehören in schwerere Waffen!

Die 20 Stück Wild kamen bis auf einen Bock problemlos mit jeweils einem Schuss zur Strecke. Die Schussentfernungen lagen zwischen 50 und 150 Meter. Ein Bock wurde aufgrund meines Schützenfehlers glatt gefehlt. Der Fauxpas ließ sich aber am nächsten Tag ausbügeln.

Fazit: Eine führige, leichte, praxisgerechte Kipplaufbüchse in bester Qualitätsarbeit. In der gezeigten, handgravierten Ausführung manchen sicherlich zu teuer. Die Alternative ist die Standardausführung für 2.225 Euro (alle Preise ohne Zielfernrohr). Für diejenigen, die es besonders edel mit langen Seitenplatten, exzellenter Gravur sowie entsprechendem Schaftholz haben wollen, sind nach oben hin kaum Grenzen gesetzt.Foto: Andreas Rockstroh

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