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Hessen: Protestkundgebung zeigt Wirkung

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28.09.2015

3 500 Grünröcke und Bauern demonstrierten am Samstag (26. September 2015) gemeinsam in Wiesbaden gegen die geplante Jagdverordnung. Während SPD und FDP eine Anhörung im Landtag fordern, signalisiert die CDU nun Zugeständnisse.

 

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„Hände weg vom Jagdrecht!“ – Jäger und Bauern demonstrieren in orangefarbener Warnkleidung in Wiesbaden vor der hessischen Staatskanzlei gegen die geplante Jagdverordnung (Foto: DJV)
Der Präsident des Landesjagdverbandes Hessen (LJV), Dr. Jürgen Ellenberger, kritisierte die geplante Jagdverordnung des hessischen Umweltministeriums scharf und warnte vor den verheerenden Folgen einer Verordnung, „die deutlich die jagdfeindliche Handschrift des Nabu trägt“. Die Artenvielfalt werde in Feld und Flur weiter sinken, wenn die Jagd auf räuberische Arten drastisch eingeschränkt werde.
Die CDU signalisierte den aufgebrachten Demonstranten erste Zugeständnisse. Die Demonstration stand unter dem Motto „Hände weg vom Jagdrecht!“
„In Baden-Württemberg, Rheinland Pfalz und Nordrhein-Westfalen können zum Beispiel Rabenkrähe und Elster rund sieben Monate und die Graugans bis zu sechseinhalb Monaten bejagt werden“, sagte der LJV-Präsident. In Hessen solle hingegen die Jagd auf die Rabenvögel auf zweieinhalb Monate beschränkt und die Jagdzeit für Graugänse gestrichen werden. „In den Nachbar-Bundesländer haben ebenfalls grüne Umweltminister den Natur- und Tierschutz besonders im Auge“, erklärte Ellenberger.
Das Argument der Grünen, dass die neue Jagdverordnung in Hessen gerade aus Natur- und Tierschutzgründen erforderlich sei, ziehe deshalb nicht. Wenn die Graugans keine Jagdzeit mehr erhalte, seien hohe Schäden in der Landwirtschaft programmiert. Das Nabu-Dogma von der Selbstregulation der Wildbestände sei ein pseudo-wissenschaftlicher Irrglaube.
„Wir bejagen Wildarten grundsätzlich nur bei ausreichend hohen Beständen“, betonte der Jägerchef. Das Wild werde – wie beim Feldhasen – erst gezählt und dann über dessen Bejagung entschieden. Die Jäger brauchten deshalb von „selbsternannten Naturschützern“ keine Nachhilfe in Sachen Nachhaltigkeit. Ellenberger: „Dem Nabu geht es nur darum, die Oberhoheit über die Jagd zu gewinnen.“Der LJV-Präsident forderte die Landesregierung auf, „endlich die Argumente der Jäger zu hören und ernst zu nehmen“.
Der Jagdverordnungsentwurf sei „völlig realitätsfremd“, sagte der forstpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Heinz Lotz. Er stelle die Jäger als „schießwütige Truppe“ dar und ignoriere völlig „ihre wichtige Rolle für den Naturschutz“. Die Verordnung dürfe den Jägern nicht von den Grünen „übergestülpt werden“. „Eine Handvoll Jagdgegner will die Grünen motivieren, eine Jagdverordnung zu erlassen, die hessische Jagdgesetz auf den Kopf stellt“, kritisierte der parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Landtagsfraktion, Renè Rock. Die Grünen scheuten die Debatte im Landtag und wollten ihre Politik „durch die Hintertür durchsetzen“. SPD und FDP wollen deshalb in dieser Woche eine öffentliche Anhörung zur Jagdverordnung im Umweltausschuss beantragen.
Der jagdpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion. Dr. Walter Arnold, signalisierte den Jägern ein erstes Entgegenkommen seiner Partei. „Wir nehmen die Sorgen und guten fachlichen Argumente der Jäger sehr ernst“, sagte Arnold. Die CDU müsse die Interessen „der hauptsächlich betroffenen Jägerschaft“, aber auch die von Landwirtschaft, Waldeigentümern, Naturschutz oder Tierschutz zusammenbringen. Arnolds Rede wurde von Pfiffen und Buhrufen begleitet. Er hatte bisher den Jagdverordnungs-Entwurf  vehement verteidigt.
Die Worte der tier- und naturschutzpolitischen Sprecherin der grünen Landtagsfraktion, Ursula Hammann, gingen völlig im Pfeifkonzert der Demonstranten unter. Die Jäger werfen Hammann vor, dass sie mit der Jagdverordnung speziell die urbane Klientel der Grünen im Natur- und extremen Tierschutz befriedigen wolle. Hammann erklärte unterdessen in einer Pressemitteilung, dass auch die Stellungnahmen der Jäger zur geplanten Jagdverordnung „gründlich ausgewertet“ würden.
„Die neue Jagdverordnung gefährdet die Wildschadensverhütung und die Verpachtbarkeit der Feldreviere“, warnte der Vorsitzende des hessischen Verbandes der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer, Armin Müller. „Das können wir nicht hinnehmen“, unterstrich Müller, der auch als Vizepräsident des Hessischen Bauernverbandes fungiert. Den Landwirten gehört als Grundeigentümern das Jagdrecht, das sie in der Regel über die Jagdgenossenschaft an Jäger weiterverpachten. Die CDU müsse sich „bald Gedanken machen, wie sie in Zukunft mit Jägern, Landwirten und Grundeigentümern umgeht“, erklärte Müller. Denn die geplante Jagdverordnung schaffe das Jagdrecht „durch die Hintertür ab“.
„Die Grünen testen in einigen Bundesländern aus, wie weit sie bei der Abschaffung der Jagd gehen können“, kritisierte der Präsident des Deutschen Jagdverbandes (DJV), Hartwig Fischer. Der DJV-Präsident appellierte an den CDU-Jagdpolitiker Arnold: „Lassen Sie sich nicht von den Grünen am Nasenring durch die Kulturlandschaft ziehen.“
 
PM DJV/fh
 
 


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