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Saarland: 6 Monate Totalschonung für den Fuchs – Startschuss für das große Fressen

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„Die Jagd ist ein Bauernopfer politischer Ränkespiele geworden“, sagt Johannes Schorr, Geschäftsführer der saarländischen Jäger. Mit „grüner Willkür“ wurde die neue Jagdzeiten-Verordnung durchgeboxt. Auf der Strecke bleiben die Weidmänner, Hase und Fasan.

 

Füchse
Beschlossen und verkündet: Der Fuchs braucht vom 16. Februar bis 15. August im Saarland den Jäger nicht mehr zu fürchten. Ein Schuss aus der Hüfte, mitten ins Jägerherz. Der Knall war nicht zu hören, so schnell ging alles. Rückblick: Landtagswahlen Ende August 2009. Knappes Ergebnis. Sondierungsgespräche. Die Koalitionsvereinbarungen im November 2009 lassen nichts Gutes ahnen. Die „Jamaikaner“ haben in den Gesprächen zur Regierungsbildung offenbar im Jagdgesetz entscheidende Verhandlungsmasse entdeckt. Unter dem Druck des grünen Mehrheitsbilders knicken CDU und FDP ein: Der Fuchs erhält eine halbjährige Totalschonzeit.
 
„Sowohl vom Inhalt, als auch vom Zeitpunkt der Verkündung im Amtsblatt waren wir mehr als überrascht“, sagt Johannes Schorr, Geschäftsführer der Vereinigung der Jäger des Saarlands (VJS). Nicht alleine die Verordnung ist es, die ihn ärgert, ebenso das Vorspiel: „Staatsekretär Klaus Borger hatte rund 30 Verbände – darunter auch uns – zu einem runden Tisch eingeladen. Das war am 18. Januar. Wir wurden zu einer Stellungnahme aufgefordert, die bis zum 28. Februar bei ihm eingehen sollte.“ So weit so gut. Doch dann kam alles anders. Johannes Schorr: „In einem Schreiben des Ministeriums für Umwelt, Energie und Verkehr wurden wir  aufgefordert, die Stellungnahme bereits am 12. Februar abzugeben.“ Auf die Bitte von Landesjägermeister Andreas Schober, „dieses Ansinnen derzeit zurückzustellen“, kam die Antwort: „Zur Einschränkung der Jagdzeiten (…) sind die Fachministerien der Bundesländer jetzt schon ermächtigt. … Eine Diskussion ist nicht zielführend.“ Ein „Basta“ der grünen Ministerin Dr. Simone Müller.
 
 

 

Füchse
Anfeindungen allerorts: Solche und ähnliche Flugblätter wurden sogar im Landtag ausgelegt
Von Grünen über den Tisch gezogen
 
Als ein Bauernopfer der Politik sieht der VJS-Geschäftsführer die saarländische Jägerschaft. Was ist ihnen im Vorfeld der Wahlen nicht alles versprochen worden. „Da war die FDP ganz vorne dabei. Sogar die Abschaffung der Jagdsteuer wurde uns zugesagt. In jedem Fall, gaben sich die Liberalen als Interessensvertreter der Jagd. Und nun? Jetzt haben die sich von den  Grünen über den Tisch ziehen lassen. Das vergessen wir nicht“, warnt Schorr, vergisst dabei aber, dass für die FDP durch diesen Kuhhandel das Wirtschaftsministerium herausgesprungen ist.
 
Randnotiz: Auch der Abschuss wildernder Hunde und Katzen wird im neuen Jagdgesetz des Saarlandes erboten. In den Koalitionsvereinbarungen von CDU, Grünen und FDP hieß es mal: … Gleichzeitig wollen wir die Eigenverantwortung von Jagdausübungsberechtigten fördern. „Von wegen. Das Gegenteil ist der Fall“, ärgert sich Johannes Schorr.
 
Die neue Verordnung wird für Probleme sorgen. Das ist sicher. Wenn sich zum Beispiel im Juni ein Fuchs an einem Kinderspielplatz rumtreibt, ist der Weidmann zum Nichtstun verdammt. „Was soll er denn machen? Früher wurde der Fuchs gefangen und auf Krankheitserreger untersucht. Jetzt würde sich der Jäger strafbar machen. Und das vor dem Hintergrund der Tollwut und des Fuchsbandwurms. Wenn sich das erste Kind angesteckt hat, dann ist was los“, warnt Schorr.
 
In der Begründung für die halbjährige Totalschonung heißt es, Tierschutzgründe seien ausschlaggebend. Der Geschäftsführer kocht: „Waren wir Jäger bislang keine Tierschützer? Und was ist mit dem Niederwild?“
 
Gerade im Saarland dehnen sich die Flächen zur alternativen Energiegewinnung unaufhörlich aus. Biogasanlagen verlangen Futter. Landwirtschaft exzessiv. Kein Platz für Baum und Strauch. Keine Freiflächen, keine Schneisen. Profit ist der Sämann. „Der Fuchs holt sich hier ungestört noch die letzten Fasanen und Hasen ab“, befürchtet Schorr.
 
Und es geht noch weiter: Die Biosphärenregion Bliesgau – westlich von Zweibrücken – wurde zu einem Modelprojekt mit ganzjährigem Jagdverbot auf Reineke. So steht es in der „Jamaika-Vereinbarung“. Was das bedeutet, ist Johannes Schorr klar: „Das Aus für Hase, Fasan und Rebhuhn.“ Die Rechtfertigung in der Koalitionsvereinbarung hinkt: Hintergrund seien neue wildbiologische Erkenntnisse. Im Umkehrschluss drängt sich die Frage auf: Müssen Beutegreifer nicht mehr bejagt werden, um Bodenbrüter und Kleinsäuger zu schützen?
 
Und das Saarland kann eh nicht aus dem Vollen schöpfen. In der Streckenstatistik 2009 findet man gerade mal 520 Hasen, 240 Fasane, 300 Kaninchen und 5 Rebhühner. Dagegen wurden 5 400 Rotröcke erlegt.
 
Schließlich sind die neuen Verordnungen nur ein weiterer Klotz am Bein der saarländischen Jäger. Da gibt es die Problematik rund um die Schwarzwildbejagung, die Verschiebungen staatlicher Flächen zu Ungunsten der Pächter, die hohen Auflagen zur „Reduzierung des Schädlings Reh“ und reichlich Anfeindungen. Der  VJS-Geschäftsführer: „Unsere Jäger verlieren zunehmend die Lust daran, Reviere zu pachten. Wir stehen permanent in Diskussionen mit den Jagdgenossenschaften. Doch die glauben, es steht jeden Tag wieder ein dummer Pächter auf. Aber da irren die sich gewaltig.“
 
 
Hans Jörg Nagel
 

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