Eiserne Verbindung – Einhak- und Schwenkmontagen

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Je nach Art des Zielfernrohrs und der Montage werden die Oberteile entweder an der Schiene, am Mittelrohr oder das vordere Teil am Objektivkopf befestigt.

Einhak-Montagen

Unter Einhak-Montage wird in der Regel die sogenannte Suhler Einhakmontage (SEM) verstanden. Sie ist die bekannteste Zielfernrohr-Montage, aber nicht die einzige Montage nach dem Einhak-Prinzip. Neben der SEM gibt es die Krieghoff-Einhakmontage und die Kontra-Einhak-Montage.

  • Die Kontra-Einhakmontage wird zuerst mit dem Hinterfuß aufgesetzt und verriegelt dann vorn. Das Schlösschen sitzt also auf der vorderen Hülsenbrücke. Auf den ersten Blick hat dieser Montagetyp Vorteile, denn es ist nicht unbedingt notwendig, den Objektivring ganz nach vorn zu setzen, weil ja der hintere Teil des Glases mit dem schlanken Okular zuerst eingesetzt wird. Die Montage-Unterteile können daher näher zusammenliegen, und das bei der SEM oft notwendige Versetzen der Kimme entfällt.

    Die Kontra-Einhakmontage hatte aber wegen einiger Nachteile keine Zukunft. Durch den Rückstoß werden nicht wie bei der SEM die beiden Vorderfußhaken in die Platte gezogen und dadurch die Anlagefläche des Vorderfußes auf die Plattenoberseite gedrückt, sondern ganz im Gegenteil aus der Platte herausgezogen und der Fuß angehoben. Der Rückstoß kann also nicht von den Haken aufgefangen werden, sondern nur von den abgeschrägten Flächen an der Hinterseite der Haken.

    Wegen der notwendigen Drehbewegung beim Einsetzen des Vorderfußes können diese Flächen nicht senkrecht zur Grundfläche sein, sondern in einem Winkel größer als 90 Grad: Das fördert beim Rückstoß die Tendenz des nach oben Gleitens. Kontra-Einhakmontagen werden daher heute kaum noch gefertigt.

  • Die Krieghoff-Einhakmontage unterscheidet sich nur geringfügig von der Suhler-Einhakmontage. Sie hat statt der zwei kleinen Haken am Oberteil des Hinterfußes einen einzigen, zentrisch angebrachten, kräftigen Haken. Dementsprechend ist auch in der Hinterplatte nur ein Eingriff vorhanden. Das ist durch die im hinteren Teil massive Visierschiene der Krieghoff-Kipplaufwaffen möglich. Die Handhabung ist die gleiche wie bei der SEM.

    Die nachfolgenden Ausführungen beziehen sich daher auf die „klassische Einhakmontage“ nach Suhler Art.

  • Bei der Suhler Einhakmontage (SEM) wird der am Objektivkopf des Zielfernrohres entweder mit einem Objektivring oder bei kleineren Gläsern an der Objektivschiene angebrachte Montagefuß in die vordere Fußplatte auf der Waffe eingehakt. Nach kurzem, kräftigem Niederdrücken rastet der hintere am Mittelrohr des Zielfernrohres befestigte Montagefuß in die hintere Montageplatte ein. Der Schieber geht automatisch in die Verriegelungsposition.

    Um das Glas abzunehmen, muss der an der hinteren Fußplatte angebrachte, gefederte Schieber zurückgezogen werden, worauf die Verriegelung des Hinterfußes aufgehoben ist und das Glas ausgehakt werden kann. Am hinteren Montagefuß ist meist ein Support angebracht, der eine seitliche Justierung des Zielfernrohres erlaubt.

    Die SEM ist besonders für Zielfernrohre mit Schiene geeignet, obwohl auch immer wieder Optiken mit Ringen montiert werden und früher sogar Stahlgläser mit gelöteten Halbringen befestigt wurden. Aufwändiger geht es wohl kaum, denn dazu musste das Zielfernrohr zerlegt und wieder zusammengebaut werden. Mit der heutigen Technik könnte man das zwar vermeiden, doch Zielfernrohre mit Stahlkörper gehören zur aussterbenden Art und werden kaum noch gebaut.

    Die Einhak-Montage ist die aufwändigste Zielfernrohr-Montage und verlangt sehr penible Passarbeiten. Nach alter Schule darf zwischen den beiden Flächen von Montagefuß und Fußplatte nicht der geringste Lichtspalt vorhanden sein. Das lässt sich aber nur erreichen, wenn die beiden vorderen Fußflächen mit Spannung aufeinandergepresst werden.

    Gut sichtbar wird diese Spannung auch dadurch, dass nach Zurückziehen des Schiebers der Hinterfuß etwa ein bis zwei Millimeter auffedern soll. Geschieht das nicht, wird diese Montage von „Experten“ als fehlerhaft bezeichnet.

    Hält man sich das vor Augen, wird klar, dass eigentlich jede so ausgeführte Suhler Einhakmontage mit einem Fehler behaftet ist, denn jede Verspannung beeinflusst die Präzision der Waffe. Spannungsfrei eingeschäftete Systeme und freischwingende Läufe sind heute ein „Muss“ im Waffenbau und werden vom Kunden ausdrücklich verlangt.

    Trotzdem gibt es viele Jagdwaffen, die auch mit einer SEM präzise schießen. Bei einer Jagdwaffe, die eine Streuung von drei bis vier Zentimetern auf 100 Meter aufweist, fällt diese kleine Verspannung anscheinend kaum ins Gewicht und kann in der Praxis vernachlässigt werden. Ein Benchrest-Schütze, der seine Streuung in Zehntel Millimeter misst, würde dagegen niemals auf die Idee kommen, sein Zielfernrohr mittels SEM zu befestigen.

    Ein großes Problem ist aber die Haltbarkeit der SEM. Allerdings ist die Waffen- und Munitions-Entwicklung heute sehr viel weiter ist als zur Zeit der Erfindung der SEM. Besonders moderne, rückstoßstarke Patronen setzen der SEM stark zu. Selbst im Idealfall, wenn die Krallen wirklich anliegen, beträgt die Fläche, die den Rückstoß aufnimmt, bei der SEM lediglich 24 Quadratmillimeter. Im Regelfall ist diese Fläche aber viel kleiner, weil die Kanten an der Oberseite der Fußplatte gebrochen werden und eine völlige Anlage kaum zu erreichen ist.

    Der Vorderzapfen einer Schwenkmontage weist dagegen eine Anlagefläche von 34 Quadratmillimeter auf. Viele ältere Büchsen zeigen daher nach jahrelangem Gebrauch Spiel in der SEM.

    Das große Problem der Einhak-Montage liegt aber heute in der Arbeit des Büchsenmachers. Diese Montage ist nicht nur sehr aufwändig, sondern verlangt auch höchste Sorgfalt und Erfahrung. Die gesamten Rückstoßkräfte werden von den beiden vorderen Krallen aufgenommen. Hier ist die korrekte Anlage maßgeblich. Um das schräge Aufsetzen des Zielfernrohres zu ermöglichen, müssen die Krallen einen Kreisbogen besitzen, der sich an die in gleicher Form ausgearbeitete Fußplatte anlegt.

    Um ein Aufpressen des Fußes auf die Auflagefläche zu erreichen, ist es notwendig, die hintere Fläche der Krallen anzuschrägen. Bei fehlerhafter Passarbeit, wenn also die Krallen nicht mit ganzer Fläche anliegen, wird der Vorderfuß durch die Rückstoßkräfte nach vorn geschlagen.

    Das hat zur Folge, dass die Hinterfüße an der Stirnseite zur Anlage kommen. Dadurch kann die Laufschwingung der Büchse derart beeinflusst werden, dass die Streuung sich erheblich vergrößert. Der Laie merkt das in den seltensten Fällen und sucht den Fehler meist bei Waffe oder Zielfernrohr.

    Dieser Fehler lässt sich zwar relativ leicht durch Nachfeilen der hinteren Füße beheben, doch zunächst muss er einmal entdeckt werden. Leider werden Büchsenmacher, die eine gute SEM fertigen oder eine fachgerechte Reparatur ausführen können, immer seltener. Da werden oft einfach die Krallen etwas zusammengedrückt, um die gewünschte Schwergängigkeit der Montage zu erreichen und eine gute Passarbeit vorzuspiegeln. Sie liegen dann aber nur noch mit den Innenflächen an, und nach einigen Schüssen geht der Ärger von vorn los.

    Die Einhak-Montage wird gern bei kombinierten Waffen eingesetzt, weil sie sehr elegant ist und die flachen Fußplatten bei abgenommenem Glas nicht stören. Auch auf Luxuswaffen findet man sie noch häufig, weil sie einfach als klassisch gilt. Wird sie erstklassig ausgeführt, kann sie durchaus lange Zeit zufrieden stellen.

    Der Besitzer muss bei der Handhabung aber auch die nötige Sorgfalt walten lassen. Die kleinen Krallen verbiegen leicht, und beim Aufsetzen des Glases muss immer auf das korrekte Einsetzen des Vorderfußes in die Fußplatte geachtet werden. Nur wenn der Schieber am Hinterfuß hörbar einrastet, sitzt das Glas in der richtigen Position, und in den Eingriffen für die Häkchen dürfen sich keine Fremdkörper befinden. Das ist stets zu kontrollieren, bevor das Glas aufgesetzt wird.

    Bedingt durch den hohen Fertigungsaufwand und den großen Anteil an Handarbeit ist die Einhak-Montage mit Abstand die teuerste Montage. Unter 600 Euro ist diese Montageart heute nicht mehr zu bekommen.

    Werden große Gläser montiert, bei denen ein Objektivring erforderlich ist, steigt der Preis noch. Außerdem muss dann meist auch das Visier versetzt werden. Das und die anschließende Neubrünierung führen nochmals zu einer Preis-Steigerung.

    Durch die Nachteile der Konstruktion, die große Zahl möglicher Fehlerquellen und den hohen Preis bleibt eigentlich nur der Schluss, dass die Einhak-Montage heute veraltet und nicht mehr zeitgemäß ist. Modernere Montage-Systeme sind haltbarer, einfacher und preiswerter. Trotzdem hat diese Montageart noch viele Anhänger und wird auch in Zukunft noch häufig zu finden sein. Sie ist eben ein Klassiker.

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